„Du hast Augen wie ein Adler.“ Dieser Vergleich kommt nicht aus dem nirgendwo, denn schon lange ist bekannt, dass Adler aus beeindruckender Entfernung ihre Beute erspähen können. Im Kontrast dazu wird der beste Freund des Menschen, der Hund, zwar als Schnüffelnase aber dennoch als Blindfisch bezeichnet. Aber stimmt das überhaupt und wie unterscheidet sich unser Sehsinn von dem der Tiere?
Während der Adler seine Umgebung von bis zu drei Kilometern scharf wahrnehmen kann, schafft es der Mensch gerade Mal auf 50 Meter. Hunde liegen mit gerade Mal 6 Metern weit zurück. Die Sehschärfe eines Auges wird von einem Bereich der Netzhaut bestimmt an dem sich die sogenannten Photorezeptoren und Ganglienzellen häufen. Beim Menschen beinhaltet dieser Bereich eine aus Zapfen bestehende Fovea, der Hund hingegen besitz eine aus Stäbchen bestehende Visual Streak. Dies erklärt warum Hunde nachts besser sehen können als der Mensch denn sie haben nicht nur größere Pupillen, die mehr Lichteinfall ermöglichen, sondern auch da Stäbchen hauptsächlich für die Akkommodation an dämmrige Verhältnisse und die Differenzierung von Grautönen zuständig sind während Zapfen für die Farbwahrnehmung und Scharfstellung bei hellen Lichtverhältnissen einspringen.
Dadurch erklärt sich auch warum Hunde ihre Welt hauptsächlich schwarz weiß wahrnehmen, gelb- und Blautöne sind die einzigen Farbtöne die sie erkennen können (grün sehen sie grau, rot wird zu gelb), wobei sie auch diese nicht besonders gut differenzieren können. Dies nennt sich dichromatisches Sehen, wie es die meisten Säugetiere tun während der Mensch hingegen trichromatisch sieht. Der Adler wiederum nimmt Farben in einem Spektrum wahr, dass für Menschen unvorstellbar ist, denn sie sind mit ungefähr dem vierfachen an Zapfen ausgestattet.
In einem sind uns aber sowohl Adler als auch Hund weit voraus: räumliche Wahrnehmung. Adler haben nämlich sogar einen seitlichen Blick, der es ihnen ermöglicht neben sich zu gucken ohne den Kopf zu drehen. Hunde haben im Vergleich zum Menschen ein größeres Gesichtsfeld, das einen Winkel von 240 Grad umfasst. Das menschliche Auge schafft es nur auf 200 Grad.
Auch wenn man sich wünschen mag so gut sehen zu können wie ein Adler und das der treue Hundebegleiter doch auch ein volles Farbenspektrum wahrnehmen könnte so haben wir es doch der Evolution zu verdanken, dass Mensch und Tier auf ihr Leben und ihre Umgebung optimal angepasst sind. Während unsere Farbendifferenzierung uns bei der Suche von Nahrung hilft, so hilft das tierische Auge bei der Jagd, vor allem bei Nacht.