Mydriasis – Weshalb wird man „weit“ getropft?

Mydriasis – Weshalb wird man „weit“ getropft?

Unter dem Begriff „Mydriasis“ versteht man die medizinische Bezeichnung für die ein- oder beidseitige Pupillenerweiterung. Während der Anpassung an die Dunkelheit und beim Blick in die Ferne befindet sich die Mydriasis in ihrem normalen Zustand.

Bei Furcht, Aufregung, Freude oder emotionalem Zustand tritt eine deutliche Pupillenerweiterung auf. Eine geweitete Pupille kann aber auch Anzeichen einer Krankheit oder die Reaktion bzw. Nebenwirkung auf ein Medikament sein.

In der Augenheilkunde werden die Augen weit getropft um den Augenhintergrund besser untersuchen zu können. Aufgrund des ungehinderten Lichteinfalls auf die Netzhaut empfinden Patienten eine Blendempfindlichkeit, sowie eine Beeinträchtigung in der Anpassung an nah oder fern. Deshalb wird die Teilnahme am Straßenverkehr während der Wirkungsdauer untersagt. Die Stellungnahme der Verkehrskommission von DOG (Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft) und BVA (Berufsverband der Augenärzte Deutschland e.V.) hierzu ist wie folgt:

  1. Das Führen von Kraftfahrzeugen in ein- oder beidseitiger Mydriasis ist grundsätzlich nicht zulässig. Der Patient ist im Rahmen der Aufklärungspflicht und Fürsorgepflicht des Arztes auf diesen Umstand hinzuweisen.
  2. Physikalische Gründe: In Mydriasis verstärken sich die optischen Fehler des Auges, insbesondere sphärische Aberration und Koma. Aber auch andere Abbildungsfehler verstärken sich bei weitgestellter Pupille und können zu einer erheblichen Refraktionsveränderung führen und zu einer Verschlechterung des Netzhautbildes. Das Ausmaß ist im Einzelfall nicht vorauszusehen. Es kommt hinzu, dass durch den Wegfall des sogenannten stenopäischen Effekts die Tiefenschärfe eingeschränkt ist und damit die Kompensation einer möglicherweise bestehenden Fehlsichtigkeit teilweise oder ganz wegfällt und somit eine weitere Verschlechterung der Sehschärfe auftritt.
  3. Physiologische Gründe: Eine Erweiterung der Pupille führt automatisch zu einer Zunahme der Blendung und zwar sowohl der physiologischen Blendung, die mit den von der DOG zugelassenen Geräten gemessen werden kann, als auch der psychologischen Blendung, die durch psychologische Skalierungen quantifizierbar ist.
  4. Bei einseitiger Mydriasis kann das sogenannte Pulfrich-Phänomen zu einer Störung des Binokularsehens führen.

Fazit:

Definitiv darf ein Kraftfahrzeug bei ein- oder beidseitiger Mydriasis nicht geführt werden!

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