Wenn jemand ein gerötetes und geschwollenes Augenlied hat, gibt es dafür mehr als eine mögliche Ursache. Zu den häufigsten Diagnosen in diesem Fall gehören das auch Chalazion genannte Hagelkorn und das Gerstenkorn. Dieses wird auch Hordeolum genannt, nach dem lateinischen Wort „Hordeum“, das Gerste bedeutet. Denn die Schwellung, durch die sich ein Gerstenkorn bemerkbar macht, sieht tatsächlich etwas nach dem Korn der Getreideart aus.
Typischerweise schmerzt bei einem Gerstenkorn das Auge schon etwas, bevor das Gerstenkorn selber als eitrige Schwellung sichtbar wird. Es kann in jedem Alter auftreten, und sich sowohl am inneren als auch am äußeren Augenlied bilden. Die Schwellung entsteht, weil Drüsen am Auge von einer Infektion betroffen sind, das heißt, dort sind Bakterien eingedrungen. Tritt das Gerstenkorn am äußeren Lidrand auf, dann entweder an den Zeis-Drüsen oder an den Möll-Drüsen. Tritt es hingegen innen auf, sind die Meibomdrüsen betroffen. Meistens wird die Infektion durch Bakterien aus der Gruppe der Staphylokokken ausgelöst, seltener können auch Bakterien aus einer anderen Gruppe, die Streptokokken, die Erreger sein.
In der Regel ist ein Gerstenkorn nicht sehr gefährlich und gut behandelbar. Damit zum Augenarzt gehen sollte man allerdings dennoch: Die Entzündung kann sich ausbreiten, in manchen Fällen sogar eine Blutvergiftung auslösen. Außerdem kann sie ein Hinweis auf die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus sein. Denn weil ein Gerstenkorn durch eine Infektion mit Bakterien entsteht und der Körper solche Krankheitserreger normalerweise alleine bekämpft, kann ein häufiges Auftreten von Gerstenkörnern ein Hinweis auf ein schwaches Immunsystem sein, wie es unter anderem bei Diabetikern auftritt.
Besonders anfällig für ein Gerstenkorn sind außerdem Menschen mit trockenen Augen und vor allem Leute, die eine chronische Lidrandentzündung haben. Ein Gerstenkorn kann operativ behandelt werden, aber in vielen Fällen ist das nicht notwendig. Oft eignen sich warme Kompressen für die Behandlung, und es kann auch helfen, das Auge regelmäßig kurze Zeit mit geschlossenem Lid unter Rotlicht zu halten. In der Regel heilt ein Gerstenkorn innerhalb einer Woche ab, ist das nicht der Fall, ist das ein Hinweis auf die oben erwähnte Immunschwäche.
Anders als ein Gerstenkorn, das akut ist, von dem man also zeitweise betroffen ist, ist ein Hagelkorn chronisch. Im Gegensatz zum Gerstenkorn, das schmerzen kann, schmerzt ein Hagelkorn kaum oder gar nicht. Es entsteht, wie auch das Gerstenkorn, an den oben bereits erwähnten Drüsen im Bereich des Auges. Anders als beim Gerstenkorn sind diese beim Hagelkorn allerdings nicht infiziert, sondern verstopft. Betroffen sind anders als beim Gerstenkorn auch nicht verschiedene Drüsen betroffen, sondern grundsätzlich die Meibom-Drüsen im inneren Bereich des Augenlids. Ein Gerstenkorn, das durch die Infektion dieser Drüsen entstanden ist, kann Ausgangspunkt eines Hagelkorns sein.
Nur in wenigen Fällen kann ein Hagelkorn größere Probleme bereiten, etwa, weil es eine Bindehautentzündung fördert. In diesem Fall oder wenn das Hagelkorn auffallend lange bleibt, kann es unter örtlicher Betäubung durch einen Augenarzt operativ entfernt werden. Auf gar keinen Fall sollte man allerdings versuchen, die Operation selbst durchzuführen: Da das Auge sehr empfindlich ist, kann ein falsch angesetzter Schnitt ihm schnell bleibende Schäden zufügen.
In den meisten Fällen ist eine solche Operation allerdings nicht notwendig. Auch bei einem Hagelkorn kann man versuchen, mit Rotlicht oder warmen Kompressen die Rückbildung zu fördern oder einfach von selber warten, bis es verschwindet. Da es im Gegensatz zum Gerstenkorn allerdings chronisch ist, dauert das dann länger, in der Regel zumindest einige Wochen. Die meisten verschwinden allerdings im Zeitraum von einigen Monaten, fast keines bleibt länger als zwei Jahre.